„Ich bin neun und habe doofe Haare.”
„Ich bin dreißig und habe einen sonderbaren Sohn.“
„Wenn ich es glätte, wird meine Mutter mich lieben.“
„Wenn er so weitermacht, gebe ich ihn zu seiner Großmutter.“
„Hoffentlich verlässt sie mich nicht.“
***
Der neunjährige Junior lebt mit seiner Mutter Marta, einer jungen, arbeitslosen Witwe, in einer heruntergekommenen Sozialbausiedlung am Rande von Caracas. Seinen Vater kennt der Junge nicht, aber von ihm hat er sein krauses, lockiges Haar geerbt. Die allein erziehende Marte behandelt Junior meist streng und lieblos, ihre ganze Fürsorge gilt ihrem neugeborenen Baby. Junior macht seine dichten Locken für seine Außenseiterstellung verantwortlich. Für das Jahrbuch-Foto in der Schule möchte er sein Haar glätten, um auszusehen wie sein Lieblings-Popstar. Mit diesem Wunsch bringt er seine Mutter gegen sich auf. Je dringender Juniors Wunsch wird, gut auszusehen, und seine Mutter dazu zu bringen, ihn zu lieben, desto mehr lehnt sie ihn ab. Bis er schließlich eine schmerzhafte Entscheidung trifft…
Das gleichermaßen harte und herzerwärmende Drama der Regisseurin Mariana Rondón zeichnet ein realistisches Bild des harten Alltags in Caracas. Wertfrei, aber mit beeindruckend emotionaler Ausdruckskraft zeigt er, was der tägliche Überlebenskampf aus einem Menschen macht. Und wie schwer es diejenigen haben, die anders sind. Und die wie Junior trotz allem an ihren Träumen festhalten wollen. "Pelo Malo" ist somit gleichermaßen ein dokumentarisch anmutendes Portrait von Mutter und Sohn im chaotischen Caracas, und ein universelles Plädoyer für Toleranz.
"Die Menschen sind gefangen in ihren kaputten Hochhäusern und in ihren kaputten Leben. Es gibt nur die Armut, die alles stillstehen lässt, und die Gewalt, der kaum jemand entgehen kann. Schon den Kindern ist bewusst, wo sie hier leben. Mit Soldatenfiguren und Barbies spielen sie Krieg, während draußen Schüsse knallen. 'Lieber sterben, als vergewaltigt zu werden', sagt Juniors Freundin einmal. 'Dann stirb, du Hure', erwidert er. Die Gewalt in der Hauptstadt Venezuelas ist real. Ihr ist auch der junge Laien-Darsteller Julio Mendez zum Opfer gefallen, der in 'Pelo Malo' einen Kioskverkäufer spielte. Im April 2015 wurde er in Caracas auf der Straße getötet." (Ana Maria Michel, in DIE ZEIT)
"Stilistisch ist 'Pelo Malo' ein Film, der sich über weite Strecken auf Beobachtungen verlässt. Stil, ruhig, mit reduzierten Dialogen, einer bewegten Kamera, die ihren Protagonisten dicht auf den Fersen bleibt. So gelingt der Film als naturalistisch-authentisches, oft fast dokumentarisches Portrait einer Megacity und ihrer Menschen, sowie eines Landes im Umbruch. Viele Fragen bleiben offen. Nichts wird beschönigt. Hier ist 'Pelo Malo' am stärksten." (Rüdiger Suchsland auf: artechock)