Die Jagd auf Albinos und der illegale Handel mit ihren Organen stellen bis heute eine verführerische Einnahmequelle für die verarmte Arbeiterklasse in Tansania dar - ein Land, in dem das durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen bei 442 Dollar liegt. In diesem Kontext erzählt Noaz Deshe mit seinem Spielfilmdebüt die Geschichte von Alias, einem Albino-Jungen, der nach der Ermordung seines Vaters, ebenfalls ein Albino, aus dem Dorf zu seinem Onkel Kosmos in die Stadt flüchtet.
Für Kosmos, einen LKW-Fahrer, der versucht mit kleinen Geschäften über die Runden zu kommen, verkauft Alias auf den Straßen der Stadt Sonnenbrillen, DVDs und Handys. Dabei verliebt er sich zum Missfallen seines Onkels in dessen Tochter Antoinette. Alias muss nun lernen, dass Überleben für ihn mehr bedeutet als Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Trotz ständiger Wachsamkeit und Vorsicht, sucht er nach Freundschaft, die er in dem Albino-Jungen Salum findet. Mit dessen Hilfe gelingt es ihm, eine neue Identität, abseits der eines Gejagten, aufzubauen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
„White Shadow“ wurde auf dem ersten Internationalen Filmfest Potsdam ausgezeichnet.
Das Drama, das den Alltag und Überlebenskampf eines Albinojungen in Tansania zeigt, erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis „Adler in Gold“. Der in Berlin lebende israelische Filmemacher Regisseur Noaz Deshe setze auf archaische, eindringliche, mitunter verstörende Bilderwelten, urteilte die Jury, zu der u.a. die Schauspielerin Anna Thalbach, Filmemacher Matt Sweetwood und Filmemacherin Sandra Kaudelka gehörten.
"Dabei handelt es sich um ein außergewöhnliches Werk, halb magisch-realistische Fabel, halb anthropologischer Essay, durchzogen von Momenten sowohl transzendenter Schönheit als auch schmutzig-erbärmlicher Härte. Die bisweilen stilisierte Kameraarbeit von Armin Dierolf und Deshe selbst ist oft schon für sich genommen fesselnd, während das Sounddesign mit dem rumpelnden, synthiegetriebenen Dröhnen der Filmmusik eine verblüffende Wirkung erzielt. Aber im Herzen all dieser Kunstfertigkeit liegt eine berührende Geschichte über Freundschaft, neue Liebe und wiederkehrenden Verlust, die von einer bravourösen Leistung des Hauptdarstellers Bazili getragen wird, einem Laiendarsteller mit großem Potenzial." (Leslie Felperin, in: The Guardian)