Deutschland in den frühen 1960er-Jahren. Noch ist das Land ruhig. Doch Aufbruch liegt in der Luft. Auch Bernward Vesper (AUGUST DIEHL), Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper, begehrt auf. Nachts hackt er wütende Sätze in die Schreibmaschine, die er der erstarrten Gesellschaft ins Gesicht schleudern will. Als er auf Gudrun Ensslin (LENA LAUZEMIS) trifft, ist das der Beginn einer extremen Liebesgeschichte: bedingungslos, maßlos, bis über die Schmerzgrenze hinaus. Gemeinsam brechen sie auf, um die Welt zu erobern. Keine zehn Jahre später verliert sich Bernward auf Drogentrips im Wahnsinn, und Gudrun katapultiert sich in den bewaffneten Untergrund. Für beide wird es kein Zurück mehr geben.
WER WENN NICHT WIR erzählt von einer bedingungslosen Liebe, die untrennbar mit der Vorgeschichte des deutschen Terrorismus verbunden ist. In seinem ersten Spielfilm beleuchtet der preisgekrönte Dokumentarfilm-Regisseur Andres Veiel („Black Box BRD“) den Aufbruch einer Generation. Jenseits abgedroschener 68er-Klischees begibt sich sein Film zurück auf Anfang und taucht tief in die entscheidenden Jahre der Bundesrepublik: die frühen 1960er-Jahre ein.
"Andres Veiel ist der Psychologe unter den deutschen Filmemachern. Er untersucht nicht nur, warum Menschen etwas tun, sondern, was mit ihnen geschehen sein muss, damit sie es tun. (...) Veiel hat viel richtig gemacht mit seinem Film Wer, wenn nicht wir . Er hat eine Randfigur der RAF ins Zentrum seiner Geschichte gerückt: den Ehemann von Gudrun Ensslin, den Schriftsteller und Verleger Bernward Vesper. Es ist eine kluge Wahl. An der Figur Vespers lässt sich die Zerrissenheit der Kriegskinder-Generation exemplarisch darstellen. (Carin Ströbele, in: DIE ZEIT)
Andres Veiel: "Ich wollte die politische Aufladung dieses Aufbruchs anders kennenlernen, weg von den bekannten Bilderschleifen und hin zu den persönlichen, politischen, den historischen, biografischen und sozialen Treibsätzen. Was bringt Menschen dazu, dass sie sich mit dieser Welt nicht abfinden? Diese Treibsätze kenne ich auch aus meiner eigenen Biografie. Zum Beispiel 2008 nach der Finanzkrise dachte ich, das ist ein Irrsinn, der hier abläuft. Es muss doch einen Werkzeugkasten geben, diesen Kapitalismus in seinem Getriebe nicht nur zu analysieren, sondern auch an bestimmen Punkten zu sagen: So geht’s nicht weiter! Das sind Fragestellungen, die damals und heute aktuell sind. Einfach zu sagen, damals ist wie heute, und heute ist wie damals. Das trifft es natürlich nicht."