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Standorte: R 11 No	Status: Verfügbar	Vorbestellungen: 0	Frist:	Mediengruppe: Belletristik	Zweigstelle: Erwachs.-bibliothek

Bestsellerautorin Nothomb schlüpft in die Rolle von Jesus Christus in der Nacht vor seiner Kreuzigung. Als Ich-Erzähler ist ihm nichts Menschliches fremd. Er erinnert sich an die Zeugenaussagen, die zu seiner Verurteilung führten, leidet an Schmerzen, Angst und Einsamkeit, vermisst Maria Magdalena. Die Grundgeschichte an sich ist bekannt, das besondere ist der Perspektivwechsel und das Wagnis Nothombs, in die Gedankenwelt des Menschensohns einzudringen und sich vorzustellen, wie es gewesen sein könnte. Immer wieder sind Bibelzitate eingestreut, deren Wahrheitsgehalt Jesus auch anzweifelt ("So etwas habe ich nie gesagt, das wäre unsinnig"). Das Risiko, religiöse Gefühle zu verletzen, ist dabei vermutlich einkalkuliert. Jesus zeigt sich selbstkritisch, überaus menschlich und erzählt mit teils ironischer Distanz von seiner Via Dolorosa bis hin zu seinem Tod und darüber hinaus. Durch die Erzählzeit im Präsens wirkt die Handlung unmittelbar nah. Das Dürsten ist in diesem inneren Monolog ein durchgehendes Motiv (Originaltitel "Soif"). Das Buch wurde 2019 für den Prix Goncourt nominiert.