Bei einem Bankraub in Düsseldorf hat Philipp Kramer zwei Millionen Mark erbeutet. Mit dem Geld im Gepäck reist er nach München, wo ihm seine Ex-Frau helfen soll die Millionen zu "waschen": In kleineren Summen will er die Beute auf ihr Konto einzahlen. Allerdings will ein Gaunerpärchen, das einen Tipp vom korrupten Polizeichef erhalten hat, Philipp die Moneten abjagen. Außerdem hat sich ein scharfsinniger Kommissar an die Fersen des Bankräubers geheftet. So kommt es zu einer Reihe turbulenter Verwicklungen, an deren Ende sämtliche Beteiligten die fette Beute kurzerhand unter sich aufteilen.
"Fremde Stadt" ruft liebevoll die Eckpunkte eines filmischen Schwabing-Kosmos auf, der einige Jahre zuvor leuchtete, aber 1972 schon am Zerfallen war.
Der Film "beginnt wie Rudolf Thomes bekanntester Film 'Rote Sonne' (1970) mit einem Mann, der alleine in München ankommt und dort eine Ex wiedertrifft, die er noch immer liebt. Aber der Film macht aus dieser Ausgangssituation nicht nur etwas völlig anderes; man hat darüber hinaus das Gefühl, dass sich in den lediglich zwei Jahren, die zwischen den Filmen liegen, etwas Grundlegendes verändert hat. In Thomes Kino, aber vielleicht auch in der Welt, in die es eingebettet ist. Nicht nur diese eine, sondern jede Stadt ist fremd geworden.
Was ist 'Fremde Stadt' für ein Film? Laut Thome war das ein Versuch, einen echten B-Film zu drehen, so billig wie möglich, und im Gegensatz zu seinen ersten drei Arbeiten in Schwarz-Weiß. 'Fremde Stadt' fügt sich in das Werk der Thome-Lemke-Zihlmann-Gruppe, weil es offensichtlich wieder um angewandte Cinephilie geht, diesmal um den Versuch, einen Poverty-Row-Cheapie in München zu inszenieren. Mit einem Genreplot, der von Max Zihlmann nach allen Regeln der Kunst entworfen wird, zumindest bis kurz vor Schluss (der Schluss hat es in sich). Gegossen in atmosphärische, kontrastarme Scope-Bilder. Dazu ein wunderbares, ironisch-desillusioniertes Titellied („I only hope you find it easy / and easy is the answer when it comes“), bei dem man sich fast so sehr wie bei dem zugehörigen Film wundert, wie es derart komplett in Vergessenheit geraten konnte. Und als Hauptdarsteller Thomes Regiekollege Roger Fritz, was sich als regelrechter Besetzungscoup erweist: Besser als Fritz in diesem Film kann man einen Trenchcoat nicht tragen. (...)
Insofern ist Fritz ist ein Vorgänger insbesondere von Hanns Zischlers Figur in 'Berlin Chamissoplatz', aber auch von vielen anderen späteren Thome-Hauptfiguren: Männer, die sich zwar auf alles Mögliche einlassen, vor allem auf und für Frauen, die dabei aber stets auf einen gewissen Bewegungsspielraum achten. In diesen Figuren spiegelt sich ein Regisseur, der sich bald nach 'Fremde Stadt' komplett vom Genrekino abwendet und der sich stattdessen das Recht herausnimmt, komplett unabhängig von allen Trends und Moden eine eigengesetzliche, autarke filmische Welt zu erschaffen. Damit in Verbindung steht ein neuer, entspannterer Zeithorizont. Es geht nicht mehr darum, sich in jedem Moment, mit jedem Film neu zu erfinden, sondern darum, das eigene Werk als etwas Kontinuierliches zu betrachten, als etwas, das man pflegt wie einen Garten." (Lukas Förster, auf: critic.de)