Verloren in der deutschen Provinz und auf der Suche nach Halt, finden sich fünf Jugendliche und leben nach ihren eigenen Regeln. Katja, Sascha, Benni, Laila und Schöller: Sie rennen ineinander hinein, voneinander weg. Sie küssen sich, sie schlagen sich. Sie lieben sich. Nähe und Schmerz sind eins. Doch nach diesem Winter und dem Ende der Schule werden sich ihre Wege trennen.
NACKTE TIERE ist ein Film über die Zeit, in der man die Welt erobern könnte. In der man Faustschläge frisst, ohne mit der Wimper zu zucken, weil man weiß, dass da jemand ist, der einen auffängt. Und über den Schmerz des Abschieds, all das hinter sich zu lassen. Für etwas, das man noch gar nicht kennt.
DIE ZEIT: "Räumliches Zentrum des Films ist eine Plattenbauwohnung, es dauert eine Weile, bis man das Haus einmal von außen sieht, drinnen dagegen entfaltet sich ein Kosmos, der im Gegensatz steht zur nichtssagenden Gleichförmigkeit der Fassade. Ein Sperrmüll-möbliertes Nest, karg und zugleich voller Wärme, ein Kommen und Gehen und Abhängen, geschlafen wird in wechselnden Konstellationen auf Matratzen und in Schlafsäcken. Es ist ein Zuhause nach eigenen Regeln, eine Wahlfamilie. (...) Ungewöhnlich und faszinierend ist die Landschaft körperlicher Zuwendungen, die der Film kartiert; so spärlich er mit den Hintergründen und Geschichten seiner Figuren haushaltet, so beredt ist er in Formen physischer Bezugnahmen. Es ist eine Sprache, die sich nicht ohne Weiteres verstehen lässt. Auf Schläge folgen Umarmungen, auf Wunden Verarztungen, ein spielerisches Ringen, das in Würgegriff und Ohnmacht endet, ein Lecken über die Wange als Morgengruß, ein Pulen an Wundschorf als Sorge für den anderen. Tanzen, zusammen und allein. (...)
Fion Muterts Kamera fängt all das in einem 6:5-Format ein, dessen enge Verhältnisse die Intimität der Großaufnahmen noch verstärken. Es ist ein Blick, der eher aus dem Innenraum eines Beziehungsgeflechts zu kommen scheint als von außen. Das Kampfsporttraining, bei dem das Körperkino des Films seinen Anfang nimmt und zu dem er immer wieder zurückkehrt, ist die einzige diszipliniert verfolgte Tätigkeit im Leben von Katja und Sascha. Die Regeln sind klar und verbindlich, und am Ende steht fest, was im Leben oft undeutlich bleibt: wer gewonnen und wer verloren hat."